Bereits um 1300 boten Handwerker ihre Ware auf Märkten an, beim Einkauf von Fellen und anderen lebenswichtigen Dingen für den Winter wurden heiße Getränke und verschiedene Leckereien angeboten – es entstand der Vorläufer unserer hiesigen Weihnachtsmärkte.
Früher noch zur Versorgung für den nahenden Winter gedacht, dienen die Märkte heute dem Vergnügen und stimmen auf die Festtage ein. Glühwein, Mutzen und gebrannte Mandeln gehören zum Standard eines jeden Weihnachtsmarktes. Damit es nicht jedes Jahr dasselbe Einerlei wird, bieten einige Orte besondere Attraktionen. Nordische Esskultur stellt die schönsten Weihnachtsmärkte des Nordens vor.
Hamburg
Ein absoluter Klassiker in Hamburg ist der von Roncalli betriebene Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz. Mit liebevollen Dekorationen und zahlreichen Kunsthandwerksständen lockt er (zu Recht) jedes Jahr rund drei Millionen Besuchende an. Das merkt man jedoch: Vor allem am Wochenende sollten Gäste starke Nerven, viel Geduld und keine Scheu vor Körperkontakt mitbringen – im Gegensatz zu kleinen Hunden, für die die Menschenmassen höchst ungeeignet sind.
Abseits des Rathauses und des Mainstreams bietet Hamburg jedoch viele weitere kleine Weihnachtsmärkte an, die einen Besuch lohnen. An der U-Bahn-Station Osterstraße sorgen offene Feuerstellen und kleine überdachte Hütten für Weihnachtsstimmung beim Glühweinkonsum aus pfandfreien (!) Tassen, der Hamburger Winter Pride, Norddeutschlands größter queerer Weihnachtsmarkt Norddeutschlands, besticht mit einem abwechslungsreichen Bühnenprogramm und das wohl beste Schmalzgebäck und tolle Biobratwürste gibt es – so die Autorin – auf dem Eppendorfer Weihnachtsmarkt am Marie-Jonas-Platz.
Schleswig-Holstein
Wer sich die schleswig-holsteinischen Weihnachtsmärkte anschaut, kommt an den Lübecker Weihnachtsmärkten nicht vorbei. Weihnachtsmärkte gibt es nicht nur rund ums Rathaus und an der Marienkirche. Sehenswert sind auch der Kunsthandwerkermarkt im Heiligen-Geist-Spital, ein Weihnachtswunderland für Kinder am Europäischen Hansemuseum und der Maritime Weihnachtsmarkt auf dem Koberg. Letzterer soll der Seefahrertradition des Viertels St. Jaboki Tribut zollen. Im Rathausinnenhof gibt es dieses Jahr übrigens eine Neuheit: Den Homemade-Markt. Der Schwerpunkt liegt auf regionalen und fair gehandelten Produkten – etwa Glühwein aus Kaffeekirschen und Marzilade, ein Fruchtaufstrich mit Marzipan.
Schleswig-Holstein steht nicht nur für eine steife Brise, sondern auch für nordische Gemütlichkeit. Der nördlichste Weihnachtsmarkt Deutschlands verwandelt Flensburg dank skandinavisch angehauchter Hütten in eine „weihnachtliche Hyggemeile“. Hier ist auch Schleswig-Holsteins größte Eisbahn zu finden, die bis zum 9. Januar an der Hafenspitze Flensburg zu Gast ist.
In der Kieler Innenstadt herrscht noch bis zum 23. Dezember auf fünf untereinander fußläufig zu erreichenden Weihnachtsmärkten festliche Stimmung. Von einer 12,5 Meter hohen Weihnachtspyramide bis hin zum Wichtel Kilian, der mit seiner Kogge über den Rathausplatz schwebt, gibt es viel zu entdecken. Unbedingt vorbeischauen sollte man auch beim Eisfestival an der Hörnspitze. www.kieler-weihnachtsmaerkte.de
Mecklenburg-Vorpommern
Eine heimelige Stimmung und aromatische Weihnachtsdüfte verführen zum Besuch des Wintermarktes im Kurpark des Ostseebades Boltenhagen. Die liebevoll arrangierten Stände, Hütten und Büdchen laden dabei ausschließlich zum kulinarischen Erleben ein. Nebenbei sorgen Aktionen wie Stockbrotbacken oder Tanzpartys für kurzweilige Unterhaltung. Und weil Glühwein bekanntlich auch noch nach den Feiertagen schmeckt, ist der Winterzauber bis ins neue Jahr hinein geöffnet: vom 20. Dezember 2019 bis zum 4. Januar 2020.
Sagenhafte 250 Buden und Fahrgeschäfte rotieren auf den rund drei Kilometern zwischen Neuem Markt und Fischerbastion in Rostock. Die Händler kommen aus Finnland, Lettland und Polen. Einen Überblick über die zahlreichen Stände und die schöne Hansestadt gewinnen Besuchende im Riesenrad bis in 36 Meter Höhe.
Niedersachsen
Der Weihnachtsmarkt Goslar erfreut sich sogar internationaler Beliebtheit. Kein Wunder, erhält man doch den Eindruck, der Weihnachtsmann komme gleich um die Ecke, wenn man im eigens errichteten Tannenwald Eiergrog und Glühwein trinkt. Beim Duft von gebrannten Mandeln, den Klängen des Goslarer Glockenspiels und dem Anblick des historischen Marktplatzes wächst die Vorfreude auf Weihnachten ins Unermessliche.
Festlich beleuchtete Museumsschiffe und Traditionssegler liegen im Binnenhafen von Emden – ein maritimes Ziel für alle, die die ostfriesische Stadt in der Adventszeit besuchen. An Bord finden Krimilesungen statt, dazu gibt es Feuerzangenbowle. Jeden Freitag und Samstag finden um 15.00 Uhr weihnachtliche Bootsfahrten durch den Emder Hafen statt.
Bremen
Neben dem Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus, zu dem jährlich 2,9 Millionen Besucher pilgern, sind die Buden entlang der Weserpromenade am beliebtesten in der Hansestadt Bremen. Mit Schlachthof hat der Schlachte-Zauber nichts zu tun: „slagte“ bezeichnet das Einschlagen von Pfählen, die das Ufer befestigen. Im mittelalterlichen Teil werkeln Schmiede, Filzer und Gerber in historischen Gewändern, bei Dunkelheit werden Fackeln angezündet.
Das kleine Findorffer Winterdorf befindet sich dagegen wirklich auf einem Schlachthof, heute ein Kulturzentrum, und abseits des Innenstadtrummels. Viel Wert wird in den selbst gebauten Holzhütten auf Fairtrade-Produkte und veganes Essen gelegt.