Gisela Reiners

Journalistin

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Zeitlos schön

Afternoon Tea in Hamburg
24. Februar 2020

Gegen Schietwetter im Frühling gibt es ein Mittel: Afternoon Tea! Früher gab es ihn nur in der Wohnhalle vom Hotel Vier Jahreszeiten – inzwischen zelebrieren mindestens zehn Anbieter die gemütliche Teestunde in Hamburg.

© Park Hyatt Hamburg

Frühling und Schietwetter müssen sich im Norden nicht ausschließen. Doch dagegen gibt es ein Mittel: Afternoon Tea! Früher gab es ihn nur in der Wohnhalle vom Hotel Vier Jahreszeiten – inzwischen zelebrieren mindestens zehn Anbieter die gemütliche Teestunde, deren Erfindung der 7. Herzogin von Bedford zugeschrieben wird. Sie nahm als Brücke zwischen den beiden beiden Hauptmahlzeiten Frühstück und Abendessen gern eine Kanne Tee und einen leichten Snack zu sich. Das war um 1840.

Das Leichte erledigte sich mit der Zeit. Inzwischen wird zugegriffen, klassisch bei Sandwiches auf Toastbrot ohne Rinde, Scones mit Clotted Cream, einem lockeren Gebäck von Muffin-Größe mit einer fast an Butter grenzenden Sahne und Marmeladen, sowie einer Parade feinster Kuchen und Törtchen. In der Regel kommen die Leckereien auf einer dreistöckigen Etagere auf den Tisch, die man von unten nach oben leert, von herzhaft bis süß. Der klassische Sandwich-Belag pendelte sich ein bei Ei mit Mayonnaise und Kresse, Räucherlachs mit Frischkäse, Gurke, Huhn und Schinken mit Senf. Lange Zeit orientierte sich das Angebot im anglophilen Hamburg streng am britischen Vorbild – aber inzwischen hat man sich davon gelöst und bietet eine muntere Reihe von Komponenten, eine köstlicher als die andere. Hier sind fünf Beispiele:

© Vier Jahreszeiten Hamburg

KLASSISCH: Vier Jahreszeiten

Von 14 bis 18 Uhr wird der Tee in der Wohnhalle serviert, es kommt die Etagere mit Leckereien, Tee (fertig gebrüht, ohne Beutel oder Blätter) auf dem Stövchen. Die Sandwiches aus sehr feinem Toastbrot sind köstlich belegt mit Cheddarkäse und Feigenchutney, mit Roastbeef, Mayonnaise und Radicchio, mit Räucherlachs oder Entenbrust. Es gibt zweierlei Scones, noch warm, ohne und mit Rosinen, zwei Marmeladen und fünf verschiedene Süßigkeiten vom Feinsten, darunter ein Petit Four mit einer vergoldeten Haselnuss auf einer intensiven Cremefüllung.

Wem das nicht reicht, bestellt zum Arrangement für 67 Euro noch ein Glas Champagner (dann 81 Euro) oder Blinis mit Osietra Kaviar (76 Euro) oder beides zusammen für 93 Euro pro Person.

© IZAKAYA Hamburg

ASIATISCH: Izakaya

Kontrastprogramm! Obwohl das Konzept in dem stylischen Haus im Schatten von St. Katharinen klassisch ist, ist hier sonst nichts klassisch. Im Japanischen soll Iizakaya so viel wie Kneipe mit Küche bedeuten, aber nichts wäre einer Kneipe ferner als dieser elegante Patio mit Glasdach in einem ehemaligen Speicher. Serviert wird in drei Gängen, nicht auf der Etagere, sondern in schwarz-roten Lackboxen, Holzschachteln, auf Keramiktellern mit Blütenrispe und mit Stäbchen! Es gibt aber auch Besteck.

Der Tee im schwarzen Eisenkännchen wird aus kleinen Bechern getrunken. Schwerpunkt sind grüne Tees, es stehen nur zwei schwarze zur Wahl. Möchte man Matcha zahlt man 49 statt 42 Euro pro Person, mit einem Glas Champagner dazu 55. Matcha ist ein besonders behandelter Grüntee, der zu Pulver gemahlen wird. Für eine Teezeremonie ist er unerlässlich, hier eine Delikatesse.

Vorweg gibt es eine Art Smoothie von Mango und Kokosnuss, dann Kaiseki, herzhafte Happen, köstlich aromatisiert mit asiatischen Gewürzen, darunter Chicken Teriyaki und eine Art Crêpe, zusammengeklappt über einem Bissen Pulled Pork. Schmeckt großartig. Sandwiches gibt es auch, zum Beispiel ein asymmetrisches Dreieck aus dunklem Brot mit einer Spirale von Räucherlachs mit Wasabicreme. Klassische Vorlage – asiatisch interpretiert. Die Scones sind leicht grün – kommt vom Matcha-Tee, Marmeladen und Clotted Cream erkennt man wieder. Die Süßigkeiten sind zum Teil umwerfend, wie zum Beispiel die Madeleines mit Yuzu (Zitrusfrucht) und Vanille oder das Himbeer-Sake-Törtchen oder der Schoko-Erdnuss-Donut. Tea Time, mal wirklich ganz anders.

© Park Hyatt Hamburg

ELEGANT: Park Hyatt

Hier ist schon die Etagere anders – nämlich kreisrund. Die kleinen Regale sind gefüllt mit den tollsten Süßigkeiten im Mini-Format, mit Creme-Kugeln, Eclairs, Macarons, Apfel-Champagner-Creme im Glas, verziert mit Blüten, Tupfen, Gold und Früchten. Hintergrund: Einem jungen, frischen Team von Patissiers wurde freie Hand gelassen. Ergebnis: Ein Feuerwerk fantasievoller Schnuckereien, darunter ein grüner Apfel, der täuschend echt aussieht, aber aus einer schaumigen Creme besteht, die frisch-fruchtig schmeckt. Das kleine Kunstwerk nimmt Bezug auf „Apples“, das „Hyatt“-Restaurant.

Die Scones, mit Schoko-Stückchen und ohne, kommen im Keramik-Topf, in dem sie schön warm bleiben. Auf einem Extrateller liegen die Sandwiches, der Toast für den Lachs ist mit Rote-Bete-Saft sanft rot gefärbt. Hübsche Idee. Der Tee kostet 42 Euro pro Person, mit Champagner 69. Dafür wird nachgefüllt. Serviert wird in der Lounge von 14 bis 17 Uhr. Vorbestellung zwei Tage im Voraus (wegen der vielen Patisserie.)

© The Fontenay

NEU: The Fontenay

Das Hotel, im letzten Jahr eröffnet, startet mit seinem Afternoon Tea eine neue Tradition. Serviert wird er im runden Atrium unter der 27 Meter hohen Decke. Hier schlägt die Stunde von Chefpatissier Marco D’Andrea, der zwar auch das Gerüst des Teas respektiert, aber mit ganz neuen Interpretationen füllt. Dazu gehört ein Gänserillettes, aromatisches Fleisch, auf gebratenem Briochebrot mit säuerlichem Apfelgel. Ein köstlicher Auftakt. Zu den Scones gibt es neben der Erdbeer- auch eine hausgemachte Zitrusmarmelade, die keine bitteren Zesten enthält. Sehr schön für alle, denen zu viel Süßes zum Tee gehört. Die Küchlein sind hochkomplexe kleine Kunstwerke voller spielerisch eingesetzter Aromen von Zimtblüte, Schokolade, Lebkuchen und Salzkaramell. Beeindruckend. 59 Euro kostet das Erlebnis ohne, 74 mit Champagner Ruinart Rosé. Am Wochenende perlt Klaviermusik durch den Raum. Reservierung ist, wie überall, ratsam.

Außerdem noch drei Empfehlungen: Im „Reichshof“ neben dem Schauspielhaus (www.reichshof-hotel-hamburg.de) wird ein kleiner Afternoon Tea in der schönen Jugendstilhalle serviert. Very british zelebriert man die Tea Time im „Eaton Place“ in Ottensen (www.eaton-place.de) und im Meßmer Momentum (www.messmer.de) in der HafenCity gibt es maritimes Flair und Wasserblick dazu.

© Park Hyatt Hamburg