Viele Kielerinnen und Kieler kennen noch den alten „Imbiss am Willi“. Statt Curry-Wurst-mit-Pommes wird hier nun deutsche Hausmannskost zubereitet und ausgegeben. Das Minirestaurant konnte unsere Imbiss-Expertin überzeugen.
Viele Kielerinnen und Kieler kennen den „Imbiss am Willi“. Nun ja, eigentlich kein Thema für uns, wenn nicht durch einen Pächterwechsel aus dem Curry-Wurst-mit-Pommes-Kiosk ein fast richtiges Restaurant geworden wäre. Statt Fastfood bereitet Stefan Kleinert frisches und saisonales Gemüse aus der Region, Frikadellen, gebackenen Fisch und handgefertigte Käsespätzle in seiner Miniküche zu. Äußerlich wirkt es wie früher, wie ein aus der Zeit gefallener Imbiss, aber die deutsche Hausmannskost überzeugt voll und ganz.
Koch-Gen im Blut
Der gebürtige Kieler Stefan Kleinert stand eigentlich nie vor der Frage, was für einen Beruf er denn einmal ausüben möchte. Mit Eltern, die über vier Jahrzehnte in dem bekannten Feinkostgeschäft Hohwü in der Kieler Holstenstraße tätig waren, der Freude am guten Essen und dem frühen Interesse am Kochen machte er seine Berufung zum Beruf. Der 41-Jährige betrieb acht Jahre den „Imbiss 204“ am Prenzlauer Berg in Berlin. Auch dort kochte er wie nun in Kiel, bot frisch gekochte Hausmannkost mit Erfolg an.
Da in Berlin die Pacht-Verlängerung vor der Tür stand und die Familie mit der dortigen Schulsituation recht unglücklich war, entschlossen sie sich in die Heimat zurückzukehren. Für den elfjährigen Sohn wurde eine Schule gefunden, die den Vorstellungen der Kleinerts entspricht, seine Frau fand rasch eine neue Stelle in der Gastronomie und Stefan Kleinert eine Anstellung als Koch. Im Angestelltenverhältnis die eigene Kreativität auszuleben war jedoch nicht wirklich möglich und so wurde Kleinert sofort hellhörig, als er die Ausschreibung für die Räumlichkeiten am Wilhelmplatz sah. Er bewarb sich mit seinem bewährten Konzept aus Berlin und bekam den Zuschlag.
Kochtopf und Pfanne statt Fritteuse
An dem ehemaligen „Imbiss am Willi“ hat sich äußerlich nicht viel verändert, doch sowie man eintritt, sieht und riecht man die Veränderung. Der Geruch des Frittier-Öls ist gänzlich verschwunden. Stattdessen duftet es nach geschmolzenem Käse, Gewürzen und gebratenem Fleisch.
In der kleinen von außen einsehbaren Küche stapeln sich nun Pfannen und Töpfe in allen Größen. Eine Fritteuse gibt es hier tatsächlich nicht. Ein multifunktionaler Kombidämpfer steht direkt neben dem Herd, sodass Stefan Kleinert rasch mehre Gerichte gleichzeitig zubereiten kann. Das Gerät eignet sich zum schonenden und schnellen Garen von Gemüse und Kartoffeln, wie auch zum Braten und Schmoren von Fleisch und Fisch.
Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht sagt er nun, „endlich kann ich meine Kreativität wieder ausleben, muss keine sinnlosen Vorgaben befolgen und habe die freie Entscheidungsgewalt über die Wahl der Lebensmittel und die Herstellung meiner Gerichte“.
An einem Tresen mit Blick durch die große Fensterfront können bis zu sechs Personen gleichzeitig Platz nehmen. Bei wärmeren Wetter lädt die kleine Terrasse nebenan mit zwei Tischen und sechs Stühlen zum draußen sitzen ein.
Augenzwinkernd verrät er seine „Zufriedenheitsformel“: 75 Gäste, 20 Kunden, 5 Patienten. „Wenn die Verteilung über den Tag so in etwa eintritt, dann ist es ein guter Tag“, erläutert Kleinert. Er hat viele gute Tage hier am neuen Standort, Kleinert zeigt sich zufrieden.
Zentral gelegen am „Willi“
Seine Gäste, Kunden und Patienten, bestehen zum großen Teil aus Angestellten der umliegenden Büros und Geschäfte, Anwohnern, sowie Laufkundschaft.
Ein gerade gesättigter Gast erzählt, dass er im Moment Urlaub habe und da er nicht alleine in einem Restaurant essen möchte, wäre das „Original“ eine gute Alternative.
Einem anderen Gast fehlt mittags einfach die Zeit, um in ein Restaurant zu gehen. „Und mich abends nach der Arbeit noch hinzustellen und frisch zu kochen, dazu habe ich einfach keine Lust mehr. Auch finde ich es richtig gut, dass hier kein Alkohol angeboten wird, so hat man hier nicht die ‚Dauerparker‘ am Tresen sitzen. Außerdem finde ich relativ einfach einen Parkplätz circa zwei Minuten entfernt am Wilhelmplatz.“
Es ist wahr, wer nach etwas Alkoholischem sucht, der kommt vergeblich.
Stattdessen bietet der Betreiber verschiedene Cola-Sorten, Orangenlimonade, Direktsaft-Schorlen mit Apfel und Rhabarber, lautes sowie leises Wasser und Malzbier an.
Einzelkämpfer
Auf Nachfrage erzählt Kleinert, dass er bis das „Original“ richtig bekannt geworden ist, alles alleine macht. Von der Planung über den Einkauf, Vorbereitungen, Kochen, Service bis hin zum sauber machen. So hat sein Arbeitstag gut und gerne zwölf Stunden.
Auf zwei Speisetafeln stehen die Gerichte des heutigen Tages. Die Karte wechselt, doch Schnitzel mit lauwarmen Kartoffel- und Gurkensalat, sowie hausgemachte Käsespätzle mit Röstzwiebeln, Frühlingslauch und Salat gibt es immer. Die Preise bewegen sich zwischen sechs und neun Euro. Ein sehr sozialverträglicher Preis für die Qualität der Gerichte. Auch die Portionen lassen einen gut gesättigt das „Original“ verlassen. Und wer lieber zu Hause essen möchte, der lässt sich sein Gericht zum Mitnehmen einpacken.