In einer kürzlich gesendeten Reportage auf Arte wurde berichtet, dass in 90 Prozent des an unsere Nutztiere verfütterten Kraftfutters genetisch verändertes Getreide enthalten ist. Transgenes Getreide beinhaltet laut des Berichts auch gleichzeitig Rückstände von Glyphosat, welche durch die Tiere und damit auch von den Menschen durch den Verzehr des Futters beziehungsweise des Fleisches, in den Körper gelangt. Glyphosat scheint damit nicht mehr nur ein Gesundheitsrisiko für die Argentinier zu sein, die vor allem durch den großflächigen Sojaanbau teilweise extremen körperlichen Belastungen durch das Totalherbizid ausgesetzt sind, sondern auch in Norddeutschland sollen die Auswirkungen schon drastische Folgen zeigen.
Erkrankungen durch Glyphosat?
In der TV-Reportage auf Arte unter dem Titel „Tote Tiere – Kranke Menschen“ wurde berichtet, dass die Zahl der Landwirte, die während ihres Aufenthalts im Stall im besten Fall „nur“ über Übelkeit und Schwindel klagen, immer weiter zunimmt. Doch wurde auch von Bauern berichtet, die teilweise so schwer erkrankten, dass sie ihren Betrieb schließlich aufgegeben mussten. Tierarzt Dr. Achim Gerlach stellt Einflüsse und Fehlgefühle, die auf das Gehirn und Nervensystem einwirken, fest. Verschiedenste ärztliche Untersuchungen haben ergeben, dass bei allen betroffenen Landwirten und Nutztieren hohe Werte des Totalherbizids Glyphosat im Urin nachgewiesen wurden. Einen hundert prozentigen Beweis, dass die von den Ärzten nicht erklärbaren Symptome und Erkrankungen durch die Glyphosatbelastung ausgelöst wurden, gibt es jedoch nicht.
Der Schleswig-Holsteinische Milchlandwirt Heinz Heeckt, der seinen Milchviehbetrieb in der Wilstermark bewirtschaftet, beobachtet seit Jahren das Auftreten von Krankheiten und Schmerzen mit Gehbehinderungen bei seinen Kühen, Missbildungen bei neugeborenen Kälbern, sowie plötzlich über Nacht verstorbene Tiere im Stall. Die Ursachen sind bis auf einen hohen Gehalt von Glyphosat im Urin von den Veterinären nicht nachvollziehbar. Doch auch er selbst leidet zunehmend unter körperlichen Beschwerden. Seine 23jährige Tochter Jana, die ebenfalls auf dem Hof arbeitet, klagt besonders beim Melken über plötzlich aufkommende Übelkeit und Schwindelgefühle.
Ein dänischer Schweinezüchter, hat in den letzten Jahren mit immer häufigeren Auftreten von starken Missbildungen seiner neugeborenen Ferkel berichtet und entsprechende Aufnahmen gezeigt. Ferkel, die ohne Nasen geboren wurden und nur durch das Maul atmen können, die nicht in der Lage sind zu trinken, da sie dabei keine Luft bekommen würden und getötet werden müssen, bevor sie qualvoll verhungern und verdursten würden. Andere kommen mit einem spitz zulaufenden Hinterleib ohne Beine zur Welt oder mit nur einem Auge seitlich der Stirn. Bei den gezeigten Missbildungen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Im Jahre 2011 wurde in einem Gasthof bei Fallingbostel im Norden Schleswig-Holsteins ein Treffen von erkrankten Landwirten abgehalten, die teilweise im Krankenhaus behandelt werden mussten. Einige von ihnen waren nicht mehr in der Lage ihre landwirtschaftlichen Betriebe weiter zu führen und haben alles verloren. Einer von ihnen, Milchviehwirt Heiko Strohsahl, erzählte bei diesem Treffen, dass er, bevor er seinen Betrieb aufgeben musste, das Gesundheitsamt der Humanmedizin auf dem Hof hatte. Er schilderte diesem die stetig steigenden Krankheiten, Missbildungen und plötzlichen Todesfälle seiner Kühe wie auch seinen eigenen stark angeschlagenen Gesundheitszustand. Laut Strohsahl bekam er von den Mitarbeitern des Gesundheitsamts den Rat, mit Schutzanzug, Maske und Handschuhen die Arbeiten im Stall zu verrichten.
Andere von den Landwirten eingeschaltete Behörden erklärten, dass die Vorkommnisse in den Betrieben mit Fehlern bei der Bewirtschaftung zusammen hängen müssen. Hilfe oder Entschädigungen für die Tierverluste oder die erkrankten Landwirte gab es nicht.
Ein Reporterteam von Arte begleitete die Vorfälle auf einem Sächsischen Milchviehbetrieb von Mario Kuder über fünf Jahre lang. Damals, 2011, war noch Leben in den Ställen. Doch schon zu der Zeit sind viele der Kühe krank, mit Missbildungen zur Welt gekommen oder wurden von Kuder am nächsten Morgen plötzlich Tod aufgefunden. Hilfe findet er in einem Team von Wissenschaftlern der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig und der Mikrobiologin Prof. Dr. Monika Krüger, die gemeinsam auf die Suche nach der Ursache gehen. In Monate langer akribischer Suche finden die Wissenschaftler eine Verbindung zu einem sehr giftigen Bakterium: Clostridium bartulinum. Das Gift dieses pathogenen Erregers findet sich in den Ausscheidungen der Tiere, wie auch in den Tieren selbst. Ebenso hatte der Landwirt Kontakt mit diesem gefährlichen Toxin. Doch dieses Toxin kommt überall vor und so vergeht fast ein Jahr, bis die Wissenschaftler auf die wohl entscheidende Spur stoßen. Bei sämtlichen Tieren sowie auch bei dem Landwirt selbst wurden ebenso hohe Werte Glyphosat nachgewiesen. Doch die Suche nach dem Zusammenhang zwischen dem Glyphosat und dem toxischen Bakterium gestaltet sich schwierig. Prof. Dr. Krüger versuchte in der Fakultät Leipzig von ihren Mitarbeitern Vergleichsproben ohne Glyphosat zu bekommen, doch auch diese waren allesamt positiv. Es wurde nur ein Unterschied in der Höhe des Glyphosatgehalts im Urin der verschiedenen Menschen festgestellt. Ob inzwischen ein Zusammenhang zwischen den Krankheiten, dem Bakterium Clostridium bartulinum und Glyphosat gefunden worden ist, bleibt unklar.
Dies sind nur einige Beispiele von Bauern, die zunehmend über für die Ärzte unerklärliche körperliche Beschwerden und Krankheiten klagen und die immer höhere Verluste ihrer Milchkühe und Schweine hinnehmen müssen.
Missbildungen und andere Risiken
Im Jahre 2012 haben Untersuchungen in 18 europäischen Städten gezeigt, dass bei der Hälfte der untersuchten Menschen Glyphosat im Urin nachgewiesen werden konnte. Weltweit wurden in den letzten Jahren Studien, zum Beispiel an Ratten, aber auch an Menschen in Argentinien, die auf dem Land nahe den Sojafeldern leben, durchgeführt. Laut der TV-Reportage konnte daraufhin nachgewiesen werden, dass der Kontakt mit dem Herbizid durch die Haut, die Aufnahme durch die Atmung oder durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln, ganz erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier nach sich zieht. Die Universität in Rosario, Argentinien, hat den Gesundheitszustand der auf dem Lande lebenden Einwohner untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die oben beschriebenen Krankheiten und Missbildungen bei Mensch und Tier in den letzten Jahren stark vermehrt auftreten und weiterhin zunehmen.
Glyphosat im Körper eines Menschen oder Wirbeltieres vernichtet den größten Teil der sich in einem gesunden Körper im ausgewogenen Verhältnis lebenden Bakterien. Dabei werden nicht die pathogenen, sondern die guten Bakterien beseitigt und dadurch zum Beispiel die für die Gesundheit wichtige Darmflora zum Erliegen gebracht. Auch soll in diesen Studien nachgewiesen worden sein, dass Glyphosat krebserregend ist, zu schweren Leber- und Nierenschädigungen und häufiger auftretenden Aborten führt und Neugeborene Wirbeltiere wie auch Menschen häufig mit schwersten Missbildungen auf die Welt kommen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung Berlin weist diese Auswirkungen genau wie die Chemiekonzerne seit Jahren zurück. Auch auf die einjährige Untersuchung durch die Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig, die diese Forschungsergebnisse bestätigt hat, wird von den Behörden kaum reagiert.
Transgene Lebensmittel in Deutschland
Die in Europa verwendeten Futtermittel für unsere Nutztiere bestehen zu 90 Prozent aus transgenen Getreiden und werden in riesigen Mengen aus den USA (Mais) und Südamerika (Soja) nach Europa eingeführt. Diese Getreide sind dahingehend genetisch verändert worden, dass sie resistent gegen das Totalherbizid Glyphosat sind, welches vor zwanzig Jahren von dem Chemiekonzern Monsanto unter dem Namen „Roundup“ in den USA entwickelt und weltweit vertrieben wurde, beziehungsweise wird. Derselbe Konzern, der auch Vorreiter der genetischen Veränderungen in der Pflanzenwelt war und vor wenigen Monaten von dem deutschen Chemiekonzern Bayer aufgekauft wurde.
Die Böden für Getreidepflanzen, werden in der Regel vor der Aussaat das erste Mal flächendeckend eingesprüht, um alles an „wild“ wachsenden Pflanzen und „Unkräutern“ im Vorwege abzutöten, damit nach der Aussaat ausschließlich das gesäte Getreide wächst. Glyphosat wird nie in reiner Form gespritzt, sondern immer im Gemisch mit Hilfsstoffen, die dem Glyphosat das Anhaften an der Pflanze und das Eindringen in alle ober- und unterirdischen lebenden Pflanzenteile und Zellen ermöglichen. Die Pflanze nimmt während ihrer Wachstums- und Reifephase sämtliche der in den Boden eingegangenen Gifte des Herbizids in hoher Dosierung in sich auf und speichert sie. Die Getreidepflanze bleibt aber, da sie genetisch dahingehend verändert wurde, resistent gegen Glyphosat zu sein, davon unbeschadet. Circa zwei Wochen vor der Ernte wird erneut gespritzt, da unter anderem dadurch sämtliche grüne Pflanzenmasse um und an dem Getreide abgetötet werden, wodurch die Mähdreschleistung beim Dreschen verringert werden kann, der Körnerverlust kleiner ist und damit der Gewinn steigt. So werden die vermutlich toxischen Stoffe nach der Ernte und Verarbeitung zu Tierfutter, aber auch in für den Menschen bestimmte Lebensmittel wie zum Beispiel Mehl, Brot, Nudeln, Sojaprodukte und natürlich Fleisch, weiter gegeben.
Immer mehr – immer giftiger?
Durch den Masseneinsatz von Glyphosat ist es zu einer ungewollten, jedoch erfolgreichen Zucht von Glyphosat-resistenten Wildpflanzen gekommen. Nur mit noch höheren Dosierungen der Pestizide konnte gegen diese zu Leibe gerückt werden. Jedoch entstand so eine Giftspirale die sich immer weiter in die Höhe schraubt, indem sie die Glyphosat-Resistenz der unerwünschten Wildpflanzen nur beschleunigte und den Gehalt an Glyphosat in den resistenten Pflanzen weiter steigen ließ. Monsanto hat daraufhin zwei Nachfolgemittel des „Roundup“ entwickelt, die noch toxischer und damit noch wirksamer sein sollen. Allein in Deutschland werden jährlich 5000 Tonnen des Totalherbizids verwendet. Mittlerweile haben jedoch alle großen Hersteller von Unkrautvernichtungsmitteln Glyphosat im Angebot.
Laut des Tierschutzvereins für Nutztiere „Provieh“ lehnen in Deutschland 70 Prozent der Verbraucher transgene Lebensmittel ab! Doch was kann die Alternative sein, um auf Totalherbizide wie Glyphosat verzichten zu können? Die gesellschaftliche Debatte darüber, steht noch aus.
Fakten
Was ist Glyphosat:
Glyphosat ist die Hauptkomponente vieler Totalherbizide, welches in den siebziger Jahren von Monsanto unter dem Namen „Roundup“ zur Unkrautvernichtung auf den Markt gebracht wurde. Es vernichtet nicht nur „Unkräuter“, sondern alle Pflanzen, die mit diesem Mittel behandelt wurden. Die einzige Ausnahme bilden Nutzpflanzen, die durch gentechnische Veränderungen gegen Glyphosat resistent gemacht worden sind. Produkte die Glyphosat enthalten, werden inzwischen von über vierzig Herstellern vertrieben.
Pro Glyphosat:
Laut des Bauernverbandes hätte ein Verbot von Glyphosat zur Folge, dass die Erträge in der Landwirtschaft deutlich sinken, und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Bauern gefährdet würde, sich resistente Unkräuter ausbreiten und die Produktionskosten steigen würden. Glyphosat sei ein effizientes und kostengünstiges Mittel, welches bei der umsichtigen Anwendung, keinerlei Schäden bei Mensch und Tier verursachen würde
Contra Glyphosat:
Greenpeace wiederum ist der Überzeugung, dass Glyphosat, da es sämtliche Pflanzen abtötet, ganz entscheidend der Artenvielfalt von Flora und Fauna entgegenwirke. Durch die biochemischen Eigenschaften des Glyphosats, würden Pflanzen krankheitsanfälliger sowie die Verfügbarkeit von Nährstoffen reduziert. Dies hätte zur Folge, dass erhöhter Pestizideinsatz und vermehrte Düngung erforderlich würden. Auch steige damit der Einsatz von Herbiziden, da immer mehr Unkräuter auf natürliche Weise Resistenzen gegen Glyphosat entwickeln und diese dann mit anderen Unkrautvernichtungsmitteln gespritzt oder per Hand beseitigt werden müssten.
Betroffene:
Zwischenzeitlich haben zwei der in der TV-Reportage erwähnten Milchlandwirte ihre Höfe und damit ihren Beruf aus Krankheitsgründen aufgeben müssen. Ein dritter hat seine konventionelle Milchviehhaltung auf Biowirtschaft umgestellt. Auch er ist an Botulismus erkrankt, seiner Aussage nach eine Folge der Vergiftung durch Glyphosat. Glyphosat soll vor allem im Kraftfutter der Nutztiere enthalten sein. Es gelangt durch den Tiermagen ins Fleisch, Urin und den Darm, wird mit dem Kot teilweise wieder ausgeschieden und damit wiederum als Dünger auf den Böden verteilt. Die Rückstände des Glyphosats, welche im Körper des Tieres verblieben sind, werden dann von uns Menschen durch das Trinken der Milch und den Verzehr des Fleisches aufgenommen.