Barbara Maier

Autorin

Zum Portrait

Von wilden Weiden & Rindern

Nordbauer Highlanderhof Kiene
4. Juni 2021

Der Highlanderhof wird von Uschi Kiene und ihrem Enkel Marcel geführt. Außer den beiden leben hier einige Feriengäste, um die 30 Hühner und 2 Ziegen. Die 350 Highland- und English Longhorn Rinder beweiden in kleinen Herden ganzjährig verschiedene Flächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, des Nabus, der Stadt Kiel, des Kreises Ostholstein, aber auch eigene Weidenflächen. Ein Teil der 20 Coburger Fuchsschafe, die auch zum Hof gehören, verbringen das Sommerhalbjahr auf einer Insel im Lanker See, zu der sie per Boot gebracht und im Spätherbst auch wieder abgeholt werden.

© Highlanderhof

Wie es anfing

Uschi und Richard Kiene kamen erst über Umwege zur Landwirtschaft. Richard Kiene kam aus Ascheberg, wo die Eltern einen Lebensmittelmarkt betrieben, machte eine Lehre zum Groß- und Einzelhandelskaufmann und arbeitete später in einer Bank in Schönberg als Buchhalter und Kassierer. Uschi Kiene stammte zwar von dem Hof in Behrensdorf, arbeitete aber viele Jahre auf dem Koppelsberg bei Plön als Hauswirtschaftsmeisterin.

Die beiden Kienes fuhren erstmals 1985 nach Schottland, um zwei Schottische Hochlandrinder zu kaufen. Sie wollten eine ökologische Landwirtschaft betreiben und entschieden sich für diese Robustrinder, da diese ganzjährig draußen leben können und wenig krankheitsanfällig sind. Stefanie Schütt erzählt mit einem lachenden und einem weinenden Auge, „Ich kann mich noch daran erinnern, als die Highlandkuh das erste Mal gekalbt hatte. Meine Mutter rief meinen Vater in der Bank an, um ihm das freudige Ereignis gleich mitzuteilen. Er war so aufgeregt, dass er sofort nach Hause gefahren kam, um das Kälbchen anzuschauen. Nun wollte er aber auch wissen, ob es ein weibliches oder männliches Rind ist und ging zu Kuh und Kalb hin, um genauer nachsehen zu können. Im nächsten Moment befand er sich drei Meter entfernt auf dem Boden liegend wieder. Was er damals noch nicht wusste war, dass frisch abgekalbte Muttertiere einen enormen Beschützerinstinkt haben und so leicht niemanden zu ihrem Kalb heran lassen. Diese Mutterkuh hat meinen Vater mit einer Kopfbewegung auf ihre breiten Hörner genommen und ihn von dem Neugeborenen wegbefördert. Bis auf ein paar blaue Flecken ist meinem Vater damals zum Glück nichts passiert. Danach zog er sich um und fuhr zu seinem Arbeitsplatz in der Bank zurück.“

Die Highlander-Zucht wuchs und wuchs, sodass Richard Kiene im Jahr 2000 seinen Job in der Bank kündigte und nun Vollzeit-Biobauer wurde. Uschi Kiene vermarktete inzwischen nebenberuflich in ihrem kleinen Hofladen das hochwertige Fleisch der eigenen Rinder.

Richard Kiene, der Gründer des Highlanderhofes, verstarb im Frühjahr 2017 völlig unerwartet. Seitdem führt Uschi Kiene den Hof mit ihrem Enkel Marcel, der vor einiger Zeit seine landwirtschaftliche Ausbildung mit dem Ziel, den Hof in Richards Sinne weiter zu führen, abgeschlossen hat. Zudem bekommt sie die volle Unterstützung von ihren erwachsenen Kindern Stefanie und Holger und natürlich auch von ihren drei treuen Mitarbeitern. Tochter Stefanie arbeitet vollberuflich in einem Krankenhauslabor und kümmert sich „nebenbei“ hauptsächlich um die Vermietung der sechs Ferienwohnungen. Ihr Bruder Holger ist Hausmeister in Plön in einer Jugendbegegnungsstätte und macht auf dem Hof die Büroarbeit.

Die Rinder auf den Stiftungswiesen ©Highlanderhof

Die Highlander

Die Highlander sind die älteste registrierte Viehrasse (1884). 

Sie stammen aus dem Nordwesten Schottlands und von den Hebriden. Die kleinwüchsigen und relativ leichten Hochlandrinder haben ein ruhiges, gutmütiges und ausgeglichenes Wesen. Sie zählen zu der Sorte der Robustrinder und zeichnen sich durch Langlebigkeit, sehr gute Mutterkuheigenschaften, sowie durch Leicht- und Vielkalbigkeit aus. Für die ganzjährige Freilandhaltung sind sie bestens geeignet. Diese Rinder müssen über drei Jahre alt werden, bevor sie zum ersten Mal trächtig werden können.

Die langen, symmetrischen Hörner sind je nach Geschlecht unterschiedlich geformt. Bei den Bullen haben sie typischerweise eine kräftige, waagerecht nach vorne gebogene Form. Bei den Kühen sind die Hörner meistens deutlich länger und weit ausladend nach oben gebogen. Sie sehen zwar etwas gefährlich aus, haben aber ein sehr ruhiges und ausgeglichenes Gemüt.


English Longhorn Rinder

Neben den Highlander halten die Keines, auch noch weißbraune English Longhorn Rinder, eine mittlerweile seltene Hausrindrasse aus Großbritannien. Ihre Merkmale sind die langen, gebogenen Hörner, die das Gesicht einrahmen. Auch das English Longhorn zählt zu den anspruchslosen Robust Rinderrassen. Ebenso wie die Highlander sind auch diese Tiere von gutmütigem Temperament. Die hohe Fruchtbarkeit, sowie die problemlose Kalbung und die guten Mutterkuheigenschaften haben beide Rasen gemein. Die Kälber der Longhorns sind frohwüchsig und werden mit vier Jahren zum ersten Mal trächtig. Die Rasse eignet sich zur extensiven Mutterkuhhaltung und liefert ein fein marmoriertes Fleisch ohne Fettauflage.


Coburger Fuchsschafe

Das Coburger Fuchsschaf ist ein mittelgroßes Schaf mit einem schmalen, hornlosen Kopf und leicht hängenden Ohren. Es ist eine anspruchslose, anpassungsfähige, robuste und widerstandsfähige alte Landschafrasse. Die Muttertiere gebären völlig unkompliziert durchschnittlich ein bis zwei Lämmer pro Wurf und zeichnen sich durch gute Mutterschafeigenschaften aus. Die Rasse eignet sich besonders für die Landschaftspflege. Eine Besonderheit dieser Schafrasse ist seine Farbe. Bei der Geburt haben die Lämmer eine goldgelbe bis rotbraune Farbe. Die Farbe der Wolle hellt im Laufe der Zeit auf, hat aber im Allgemeinen auch bei erwachsenen Tieren noch einen leicht rötlichen Schimmer. Am Kopf und an den Beinen verbleibt die ursprüngliche rotbraune Färbung.

Ein Teil der Rinder und Schafe dient nicht der Fleischerzeugung, sondern der Zucht. So bietet Uschi Kiene diverse Tiere der Rassen Schottische Hochlandrinder, English Longhorns, alle zum Teil mit Herdbuch, sowie Coburger Fuchsschafe zum Lebendverkauf an.

© Highlanderhof

Naturschutz aus Überzeugung

Richard und Uschi Kiene gehörten zu den ersten Pächtern des Stiftungslandes der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Die Highlander, die selbst karge Kost wie Brennnesseln und Disteln nicht verschmähen, ziehen durch die ostseetypischen Küsten- und Seenlandschaften und kümmern sich mit ihrem arttypischen Wander – und Fressverhalten um eine ökologische Erhaltung der sensiblen Flora und Fauna. Ein Anliegen, dass Richard Kiene ganz besonders am Herzen lag.

Die Rinder leben das ganze Jahr über draußen. Die Anzahl der Rinder auf den Weiden ist so begrenzt, dass sie im Winter auch mit dem Futter klarkommen müssen, was dann vorhanden ist. Es darf nur auf wenigen Flächen im Winter Heu zugefüttert werden. Auf den Flächen der Stiftung Naturschutz soll z.B. vermieden werden, dass Fremdsaat durch Heu aus fremden Gebieten eingebracht wird. Bei den Schafen ist es ähnlich. 

Die Rinder werden im Alter von 3-4 Jahren geschlachtet. Die Schafe mit knapp einem Jahr.

Zur Schlachtung der Rinder wird auf der Koppel ein Texasgatter aufgebaut und die entsprechenden Tiere mit Leckerchen hinein gelockt. Mindestens Zwei Rinder kommen zusammen auf einen großen Anhänger und werden zu dem 30-Minuten entfernt gelegenen Landschlachter gefahren. Nun kommen sie gemeinsam für 24 Stunden in eine mit Stroh ausgelegte Box, um sich von der doch etwas aufregenden Fahrt erholen zu können. Am nächsten Tag werden sie schmerzlos betäubt, geschlachtet und zerlegt. Nachdem das Fleisch mindestens zwei Wochen abgehangen wurde, wird es nach Uschi Kienes Wünschen portioniert, zum Teil auch vakuumiert. Das Schaffleisch muss nicht abhängen und wird direkt zerlegt und proportioniert.

© Highlanderhof

Der Hofladen 

Der kleine 30 Quadratmeter umfassende Hofladen war einmal das Kinderzimmer der Kienes. Inzwischen hat er natürlich eine Eingangstür erhalten und auch die Spielzeuge sind aus den Regalen verschwunden. Dafür wurden sie durch Lebensmittel ersetzt. Hier werden nun eigene Produkte vom Rind angeboten. Das Fleisch ist von Natur aus feinfaserig, marmoriert, außerordentlich schmackhaft und gilt als cholesterinarm. Es wird das komplette Rind in seinen Einzelteilen vermarktet. Von Steaks, Braten und Rouladen, über Gulasch, Zunge, Hack, Leber, Salami und Schinken, bis zu selbstgemachten Frikadellen und Frühstücksfleisch.

Zusätzlich bereichern Bio-Eier von der grünen Wiese, Kalahari-Salz und Malabar-Pfeffer in Bioqualität, die der Landschlachter auch für die Wurstherstellung benutzt, selbstgemachte Fruchtaufstriche und Honig vom befreundeten Imker das Angebot. Saisonal erweitert sich das Sortiment durch Äpfel, Kartoffeln oder Kürbisse.


Und sonst

Sechs verschieden große, komplett und gemütlich eingerichtete Ferienwohnungen zwischen 40 und 100 Quadratmetern Größe werden an zwei bis sechs Personen ganzjährig vermietet. In drei der Wohnungen dürfen eigene Haustiere mitgebracht werden.Stefanie Schütt erzählt noch, „Mein Vater ist dem Nordbauern beigetreten, da dieser sich für die kleineren regionalen Betriebe einsetzt, diese beim Vertrieb ihrer Produkte unterstützt, als Ansprechpartner da ist und uns auf Veranstaltungen die Möglichkeit bietet, die Produkte und den Betrieb zu präsentieren.“

Zu den Nordbauern

 

Highlanderhof Kiene

Alte Dorfstr. 31
24321 Behrensdorf/Ostsee

Tel. 04381 – 18 91
E-Mail: info@highlanderhof.de

www.highlanderhof.de/startseite.html

Öffnungszeiten:
Mi. + Do. 16.00 – 18.00
Fr. + Sa.  10.00 – 18.00

Es gibt auch die Möglichkeit, eine Vorbestellung per E-Mail oder über die Homepage zu tätigen um dann die fertig gepackte Ware vor Ort im Laden abzuholen.

 

Uschi Kiene und Tochter Stefanie © Highlanderhof