Johanna Rädecke

Redakteurin

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Damit die Kunst am Leben bleibt

Norddeutsche Theater suchen in Corona-Zeiten Zuschauer im Digitalen
3. April 2020

Obwohl wegen der Corona-Pandemie die Theater im Norden derzeit geschlossen sind, bieten die Häuser ihren Zuschauern weiterhin Programm. „Jeden Tag über Facebook“, sagte eine Sprecherin des Staatstheaters Braunschweig. „Zum Beispiel gibt eine Sopranistin eine Einführung in den Gesang in moderner Musik.“ Auf der Online-Plattform steht auch, dass die Kostümabteilung in der Zwangspause nun Spritzschutzmasken herstellt.

©Ingo Wandmacher

Am Staatstheater Hannover, wo der Spielbetrieb zunächst bis 2. Mai eingestellt ist, wird an einem Online-Opernspielplan gearbeitet. Ab nächster Woche sollen laut einer Sprecherin unter anderem gesungene Arien oder Orchesterstücke auf der Internetseite veröffentlicht werden. „Damit die Kunst am Leben bleibt“, erklärte Christiane Hein. Das Schauspiel stellt Produktionen der aktuellen Spielzeit an Samstagen für 24 Stunden online – dieses Wochenende „Platonowa“ von Anton Tschechow.

Solche Angebote seien vor allem ein Lebenszeichen, wie der Intendant am Theater Bremen, Michael Börgerding, sagte. Auch Kundenbindung und kreativer Überschuss spielten mit hinein. Ensemblemitglieder richten sich in Bremen unter dem Motto „Aus dem Off“ direkt an die Zuschauer zu Hause. Ein Schauspieler nimmt sich in der probefreien Zeit Astrid Lindgrens Roman „Ronja Räubertochter“ vor, jeden Tag soll es ein neues Kapitel zu hören geben. Am Theater Osnabrück gehen alle fünf Sparten online: Zum Beispiel mit einer eingelesenen Kurzgeschichte von Kafka oder einem Mitschnitt samt Kommentaren von „Totentanz I“ nach Mary Wigman.

Ähnliche Angebote macht die gesamte norddeutsche Theaterszene von Göttingen bis Flensburg.

Ab Montag (6.4.2020) geben wir auf unserer täglich aktualisierten Corona-Spezialseite – Der Norden is(s)t solidarisch. Was tun? Wie helfen? Wo einkaufen? – auch Kulturtipps aus dem Norden.