Lebkuchen-Spezialitäten aus Bremen

Familienunternehmen mit langer Tradition
18. Oktober 2023

Ein Beitrag von Melanie Öhlenbach

Lebkuchen-Spezialitäten verbindet man nicht unbedingt mit Norddeutschland. Und doch hat sich die Bremer Lebkuchen Manufaktur genau hier niedergelassen. Mit Erfolg: Ihre handgefertigten Elisen sind in der Advents- und Weihnachtszeit längst bundesweit gefragt. Gebacken wird nach traditionellen Familienrezepturen – aber längst nicht nur.

Britta Coldewey und ihre Tochter Alexandra präsentieren Produkte im Verkaufsraum der gläsernen Manufaktur in der Überseestadt. © WFB/Sarbach

Zimt, Anis, Nelken: In der Backstube der Bremer Lebkuchen Manufaktur liegt der Duft von Weihnachten. Auf den Blechen warten Hunderte kreisrunder Gebäckstücke darauf, in den Ofen geschoben zu werden. Fleißige Hände spritzen, dekorieren und verpacken die Köstlichkeiten, die für viele Menschen zur Weihnachtszeit so selbstverständlich dazu gehören wie Adventsschmuck, Tannenbaum und Geschenke. Dabei ist Lebkuchen eigentlich ein eher süddeutsches Weihnachtsgebäck mit Nürnberg als Hochburg. Seit 2015 jedoch hat die Nascherei auch in Bremen ein Zuhause: in einem ehemaligen Hafengebäude in der Überseestadt, im Schatten von Kränen und Schiffscontainern.


Unternehmen mit fast hundertjähriger Tradition

Jedes Jahr von September bis Dezember verarbeiten Britta Coldewey und ihr Team dort Mandeln, Nüsse, Eiweiß, Marzipan, Zucker und Gewürze zu kleinen und großen Elisenlebkuchen. Mehl steckt nur in den Oblaten. Die Bremer Lebkuchen Manufaktur ist trotz ihres recht jungen Alters kein gewöhnliches Start-up. Sie ist Teil von Manke & Coldewey, einem Familienunternehmen, das seit 1922 für eine andere süße Leckerei bekannt ist: Eis wie Sahne und cremiges Speiseeis. Doch da dieses nur in den Sommermonaten auf den Märkten so richtig gut läuft, ließen sich Britta Coldewey und ihre Ehemann Albert für die zweite Jahreshälfte etwas Winterlicheres einfallen. Drei Jahre lang produzierten sie die Elisen-Lebkuchen zunächst auf dem Firmengelände in Delmenhorst sowie auf dem Bremer Weihnachtsmarkt, bis sie schließlich mit ihrer Weihnachtsbäckerei nach Bremen in die Überseestadt umsiedelten. „Wir sind die nördlichste Lebkuchen-Manufaktur Deutschlands“, sagt Britta Coldewey nicht ohne Stolz. Die Kundschaft kommt aus ganz Deutschland, zu kaufen gibt es die Lebkuchen nicht nur in Geschäften im Norden, sondern auch in Freiburg, Berlin oder Potsdam.


Gläserne Manufaktur gewährt Einblicke in die Produktion

In der gläsernen Manufaktur am Fabrikenufer 111 können Besucherinnen und Besucher mitverfolgen, wie die Lebkuchen hergestellt werden. Direkt hinter der Glasscheibe dekoriert Konditor Torsten Lippstreu mit einem Handstreich 40 kleine „Malis’chen“ – Elisen aus purer Mandelmasse: Er legt das Backpapier, an dem die Teiglinge festkleben, kopfüber in ein mit Mandelsplittern bedecktes Blech. In der Backstube holt Kollegin Aysegül Almaoglu Bleche mit größeren Gebäckteilen aus dem Ofen.


Rechteckige Hanseaten-Elisen mit Schokoladenpfeffer

Elisen-Lebkuchen mit Mandeldekoration, Schokoüberzug und Zuckerguss gehören zu den Klassikern der Bremer Lebkuchen Manufaktur. Britta Coldewey und Konditor Torsten Lippstreu haben aber auch immer wieder neue Ideen: Nordsee-Elisen mit Sanddornfüllung und Walnuss-Stäbchen mit getrockneten Birnen zum Beispiel. Oder rechteckige Hanseaten-Elisen mit Schokoladenpfeffer. „Zu Anfang dachten wir: Das wird ein Flop, aber inzwischen haben sie ihre Liebhaber gefunden“, sagt die 56-Jährige. Anregungen für Neukreationen kommen auch von den Kundinnen und Kunden. Meist gehe es dabei nicht unbedingt um persönliche Vorlieben, sondern ebenso um Unverträglichkeiten von bestimmten Lebensmitteln, sagt die Geschäftsführerin. „Unsere nussfreien Elisen bestehen daher nur aus Mandeln.“

Mitarbeiterin Aysegül Almaoglu präsentiert ein Blech mit Lebkuchen. © WFB/Jörg Sarbach

Vegan – und auch gluten- und laktosefrei

Aber auch auf Ernährungstrends hat die Britta Coldewey ein Auge. Neu im Sortiment sind daher vegane Mini-Elisen. Einen Ersatz für das tierische Eiweiß zu finden, sei etwas kniffelig gewesen, sagt Torsten Lippstreu. Mit Ackerbohnen fand er jedoch eine Zutat, die seiner Ansicht nach ebenso gut bindet, dabei aber noch luftig und locker bleibt. Auch seine Chefin ist begeistert: „Unsere veganen Elisen sind etwas ganz Besonderes“, schwärmt Britta Coldewey. „Sie sind nämlich nicht nur vegan, sondern auch gluten- und laktosefrei. Mehr geht nicht, danach könnten wir nur noch Eiswürfel mit Lebkuchengeschmack anbieten.“


Festlich verpackt in Christbaumkugeln

In der gläsernen Manufaktur können Besucher und Besucherinnen aber nicht nur die Produktion verfolgen. Im kleinen Laden gibt es Elisen auch in ungewöhnlichen Verpackungen zu kaufen: in Blechdosen und Brotboxen, in weihnachtlich dekorierten Taschen oder in Christbaumkugeln. Auf die Zellophanfolie würde die Geschäftsfrau am liebsten ganz verzichten. „Leider gibt es bislang keine brauchbaren plastikfreien Alternativen, die unsere Elisen lange frisch halten. Daher versuchen wir, so wenig wie möglich doppelt zu verpacken.“


Alte und neue Vertriebswege in Coronazeiten

Mehr als ein Viertel ihrer Produkte verkauft die Bremer Lebkuchen Manufaktur normalerweise auf Märkten wie dem Bremer Weihnachtsmarkt. Durch die Corona-Pandemie hat das Familienunternehmen umdenken müssen. So sind die Lebkuchen vermehrt in Lebensmittelgeschäften erhältlich. Statt einer Verkostung vor Ort gibt es nun auch ein Set mit einer Auswahl an Lebkuchen für Zuhause. Und der Online-Shop wird neuerdings zusätzlich über soziale Medien beworben. „Das gehört heutzutage einfach dazu“, sagt Tochter Alexandra Coldewey, mit der inzwischen die vierte Generation in das Familienunternehmen eingestiegen ist.

Doch nicht jede Kundin und jeder Kunde ist in diesen Tagen online oder mobil. „Viele ältere Menschen haben keine Möglichkeit, übers Internet Weihnachtsgeschenke zu bestellen“, weiß Britta Coldewey. Daher hat sie einen alten Vertriebskanal reaktiviert: Katalogbestellung per Telefon. „Natürlich ist das sehr aufwändig“, sagt die Geschäftsführerin, „aber es macht auch Spaß. Und es ist unser Job, Freude zu schenken – gerade in diesen Zeiten.“