Jens Mecklenburg

Herausgeber & Autor

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Englisches Parkrind

Urrind mit gutem Sozialverhalten
12. Dezember 2022

Das Englische Parkrind (White Park) ist vermutlich die älteste noch existierende Hausrinderrasse. Während der Auerochse im 17. Jahrhundert ausstarb, um als Nachzüchtung (Heckrind) Anfang des 20. Jahrhunderts wieder aufzuerstehen, ist das Parkrind seit mehr als 2.500 Jahren unverändert geblieben. Es wird angenommen, dass das weiße Rind ein direkter Abkömmling des Auerochsen ist. Das Parkrind ist äußerst robust und widerstandsfähig und fühlt sich ganzjährig in freier Natur am wohlsten. Es ist ein ruhiger Vertreter seiner Art, ausgeglichen und zeigt ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Typisch für das Rind ist seine weiße Fellfarbe mit einigen schwarzen Flecken. Die Hörner sind wie beim Auerochsen seitlich nach oben gebogen. Der Bulle ist etwa 130 Zentimeter groß (Widerristhöhe) und bringt bis zu 700 Kilogramm auf die Wage. Die Kuh ist nur unwesentlich kleiner, wiegt aber „nur“ 500 Kilogramm. 

Bereits die Kelten sollen von dem ungewöhnlichen weißen Rind fasziniert gewesen sein. Ihre Priester, die Druiden, verehrten es als Symbol religiöser Reinheit und opferten es ihren Göttern. Ab dem 12.Jahrhundert waren es die neu entstehenden Burganlagen in England, die zur Erhaltung der Rasse beitrugen. Die verwilderten Herden wurden nun in den angrenzenden Parks gehalten, aus dieser Zeit stammt auch der Name Englisches Parkrind. Insbesondere die beachtlichen Hörner der Bullen waren beliebte Jagdtrophäen des Adels. Auch Charles Darwin wusste das Rind zu schätzen und unterzog es einer Langzeitstudie. 1919 wurde in England ein Verband zum Schutz der Uraltrasse gegründet. Man betrachtete das White Park Cattle als britisches Kulturgut. 1940 wurden ein Bulle und fünf Kühe in die USA exportiert, um sie für den Fall der Fälle vor den Nationalsozialisten zu schützen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wäre die Rasse trotzdem fast ausgestorben. Heute leben weltweit wieder rund 1.000 Tiere, die meisten davon in England, Schottland und den USA. Die letzten Exemplare der Parkrinder werden meist zur Fleischerzeugung und zur Landschaftspflege gehalten. Die einzige deutsche Zuchtherde befindet sich im Nutztierpark Arche Warder in Schleswig-Holstein. Hier weiden 25 Exemplare der altenglischen Schönheit.  

Englisches Parkrind ©Ingo Wandmacher


Rind mit Wildnote 

Kulinarisch kann man sich auf die Aussage vom Hamburger TV-Koch Christian Rach verlassen. Er hatte einmal das Glück, das Fleisch eines geschlachteten Parkrindes erwerben und zubereiten zu können. Es war seiner Aussage nach zart mit leichtem Biss und hatte einen kräftigen Rindfleischgeschmack mit leichter Wildnote. Der Koch war begeistert. Aber allein dass es das Englische Parkrind immer noch gibt – seine Blutgruppe ist unter den westeuropäischen Rinderrassen einzigartig –, sollte uns nicht Freude und Erbauung genug sein. Der Erhalt der ältesten heute noch existierenden Hausrinderrasse sollte Aufgabe der gesamten Europäischen Union werden: Mehr Kulturgut geht nicht!