© Ingo Wandmacher

Das ist doch eine gute Nachricht zu Ostern: Auf Feldern, Wiesen und Äckern wird mehr gehoppelt als in den letzten Jahren. Denn die Zahl der Feldhasen ist gestiegen. Insgesamt gibt es wieder geschätzt zwei Millionen Hasen in Deutschland.

Jetzt im Frühling ist Hasenbaby-Zeit. Dann kommen die ersten Jungtiere des Jahres auf die Welt. Bis zu sechsmal im Jahr kann eine Häsin Junge bekommen. Dabei kommen in der Regel zwei bis drei Tiere auf die Welt. Die meiste Zeit sind die jungen Hasen allein. Die Mutter kommt immer nur kurz vorbei, um ihre Jungen zu säugen. Das macht sie, um keine Aufmerksamkeit zu erregen und Feinde fernzuhalten. Denn noch können die Jungen nicht flüchten, wenn Gefahr droht.

Das geht erst später. Dann können die Tiere vielen Feinden davonrennen. Dabei erreichen sie bis zu 60 Kilometer pro Stunde. Füchse oder Marder haben da meist keine Chance. Nicht verwechseln sollte man Feldhasen mit Wildkaninchen. Die Hasen sind deutlich größer und haben längere Ohren. Außerdem sind Feldhasen Einzelgänger. Sieht man mehrere Tiere zusammen, sind es meistens Kaninchen.

Feldhasen-Zahl in Niedersachsen steigt

Wie im Bundestrend steigt auch in Niedersachsen die Zahl der Feldhasen. Das hat laut Jägern auch mit dem Klimawandel zu tun.

Ein trockenes und warmes Frühjahr hat den gefährdeten Feldhasen in Niedersachsen 2023 viel Nachwuchs beschert. Im vergangenen Frühjahr hoppelten im Schnitt 15 Feldhasen pro Quadratkilometer auf Feldern, Wiesen und Äckern, wie die Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) am Montag in Hannover mitteilte. Damit setze sich die positive Bestandsentwicklung der vergangenen Jahre fort. Im Frühjahr 2022 hatten die Jägerinnen und Jäger noch im Schnitt 14 Langohren gezählt. Insgesamt nahm der Bestand an Feldhasen seit 2018 landesweit bei regionalen Unterschieden um 33 Prozent zu.

Zu den Hasenhochburgen zählen laut der Landesjägerschaft in Niedersachsen der Westen und Nordwesten des Bundeslandes. Dort seien sogar Feldhasenbesätze von mehr als 100 Tieren pro Quadratmeter keine Seltenheit.

Jetzt zur Osterzeit kommt der erste Nachwuchs auf die Welt. Die Monate April und Mai seien die entscheidende Zeit für das Aufwachsen von Junghasen, sagte der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes (DJV), Torsten Reinwald. „Wenn es da trocken ist und auch noch warm, dann ist das optimal.“ Empfindlich sind junge Feldhasen dagegen für nasskalte Witterung. In den vergangenen Jahren hätten die Langohren als ursprüngliche Steppenbewohner von trockenen und warmen Frühjahren profitiert. „Man könnte sagen, dass der Hase ein Gewinner des Klimawandels ist“, sagte Reinwald.

Deutschlandweit lebten im Frühjahr 2023 im Schnitt 19 Feldhasen pro Quadratkilometer. Das ist laut dem Deutschen Jagdverband (DJV) der höchste Wert seit Beginn des bundesweiten Monitorings 2001. In Niedersachsen wird schon länger gezählt, nämlich seit 1991 gemeinsam mit dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) im Rahmen der Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE). Gezählt werden die Feldhasen von Jägerinnen und Jägern im Frühjahr und Herbst. Dann wird erfasst, wie viele Tiere auf einer bestimmten Strecke im Licht eines normierten Scheinwerfers nachts zu entdecken sind.

Trotz der positiven Bestandsentwicklung in den vergangenen Jahren bemängeln Jäger und die Deutsche Wildtier Stiftung allerdings, dass der Lebensraum für Feldhasen vielerorts knapp ist. Denn die Langohren benötigen eine abwechslungsreiche Landschaft mit Hecken, Gräben und Blühstreifen, die ihnen Nahrung und Deckung bieten. Solche Biotopstrukturen mit Landwirten zusammen anzulegen, sei ein Schwerpunkt der Arbeit von Jägerinnen und Jägern in ihren Revieren, teilte Niedersachsens Landesjägerschaft mit.

Schleswig-Holstein ist Feldhasen-Land Nr. 1

In Schleswig-Holstein leben immer mehr Feldhasen. Das ist das Ergebnis von Zählungen, die Jäger regelmäßig im Frühjahr und im Herbst durchführen. „2023 hatten wir die höchste Feldhasendichte seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1995“, sagte Heiko Schmüser von der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU), der in Zusammenarbeit mit dem Landesjagdverband das Wildtier-Kataster Schleswig-Holstein betreut.

Im Landesdurchschnitt lebten in Schleswig-Holstein zurzeit 27,2 Feldhasen auf einem Quadratkilometer. „In diesem Jahr erwarte ich ein ähnliches Ergebnis“, sagte Schmüser. Im Marschland seien es sogar bis zu 40 Tiere. Damit belege Schleswig-Holstein zusammen mit Niedersachsen und dem Münsterland einen Spitzenplatz. Zum Vergleich: Im bundesweiten Durchschnitt leben nach neuesten Angaben des Deutschen Jagdverbandes 19 Feldhasen auf einem Quadratkilometer, drei Tiere mehr als im Vorjahr. Auch das ist der höchste Wert seit Beginn des Monitorings.

Seit 1995 werden in Schleswig-Holstein Feldhasen nach einer standardisierten Methode gezählt. Aktuell beteiligen sich 70 Reviere an der Zählung. Eines davon ist in Krusendorf in der Nähe von Kiel. Der Leiter des Hegelehrreviers Christopher von Dollen fährt dazu an mehreren Abenden mit seinem Auszubildenden Louis Zahradnik die Felder in der Umgebung auf einer festgelegten Strecke ab. In der Dunkelheit lassen sich Hasen bei der Nahrungssuche am besten zählen. Mithilfe eines starken Scheinwerfers halten sie Ausschau nach Feldhasen, aber auch anderen Tieren. Ihre Zählfläche ist 88,4 Hektar groß. „Bei uns liegt die Zahl der Hasen konstant zwischen 30 und 45 Hasen. Das ist für uns viel“, sagte von Dollen.

MV kein Hasen-Paradies

Die gefährdeten Feldhasen haben sich auch in Mecklenburg-Vorpommern zuletzt vermehrt. Im Frühjahr 2023 hoppelten bundesweit im Durchschnitt 19 Feldhasen pro Quadratkilometer auf Feldern, Wiesen und Äckern – laut des Deutschen Jagdverbandes ein Allzeithoch. In Mecklenburg-Vorpommern wurden nur 7 Hasen je Quadratkilometer gezählt, was immerhin einer mehr war als im Jahr zuvor.

Julia Blau vom Landesjagdverband führt die Seltenheit von Meister Lampe im Nordosten auf die Agrarstruktur zurück. Hier dominierten große Felder und es gebe viel Monokultur. Der Feldhase hingegen liebe Wiesen mit Kräutern, eine abwechslungsreiche Landschaft, die ihm Deckung biete, und auch Brachen. Geholfen habe den Feldhasen im vergangenen Jahr die warme Witterung.